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Irland-Urlaub 1981
Jahrgang 51


Der folgende Reisebericht wurde 1981 verfasst und entspricht daher nicht den neusten Regeln der Rechtschreibung. Durch das scannen der Dias haben die Bilder leider an Qualität verloren.


WENN EINER EINE SEEFAHRT TUT

 

Man schreibt den 11.6.1981; um 8.27 h befinden wir uns auf der Autobahn in Frankreich, ca. 180 km vor Paris.

Wir, das sind Jutta, Siggi, Petra und der Autor dieser Reisegeschichte, Dieter. - Unser Ziel ist Le Havre, von wo aus wir nach Irland übersetzen wollen, um auf dem Shannon unsere Bootsferien zu verbringen.

Mitten in der Nacht, um 4.25 h sind wir heute morgen losgefahren, etwa eine Stunde später haben wir auf der Raststätte Waldmoor vor Saarbrücken, unser Frühstück eingenommen. - An der Grenze nach Frankreich gab es eine Verzögerung von ca. einer halben Stunde. Der Zoll­beamte hielt uns wahrscheinlich für Terroristen oder Rauschgiftschmuggler, weil wir in einem OPEL Senator 3,0 erschienen und einen Großteil unseres Gepäcks in Plastiktüten verstaut war. - Er wollte alles sehen; wir mußten alle Koffer öffnen.

Wir befinden uns, wie schon gesagt, auf der Pariser Autobahn und haben gerade die durch Monumental-Kunst­werke etwas abwechslungsreich gestaltete Strecke durch­fahren. Das Wetter ist prima und die Stimmung im Wagen ist ausgezeichnet.

                                                     ***

Inzwischen ist es 15.30 h, wir sind in Le Havre und stehen in der ersten Linie, auf die Fähre wartend. Wir sind schon seit etwa eineinhalb bis zwei Stunden hier, haben uns den Hafen angesehen, hielten es aber für besser, uns jetzt für die Fähre anzustellen, da wir dann als erste drauf fahren können und so die Möglich­keit haben, das Ablegemanöver mit anzuschauen. In­zwischen sind wir alle etwas abgespannt und müde; wir sind immerhin seit etwa zwölf Stunden auf den Beinen bzw. auf den Rädern.

 

 Freitag der 12.6.1981: Wir sind noch immer auf der Fähre. Ich habe die ganze Nacht kaum ein Auge zugetan. Die See ist ziemlich aufgewühlt und die Fähre schaukelt hin und her. Jutta und ich, wir sind beide seekrank; es ist ein schreckliches Gefühl. Wir können nichts essen und als ich doch einen Apfel hinunterschlinge dauert es nicht lange bis er wieder erscheint und über Bord geht.

Ankunft in Rosslare um 15.00 h: Uns beiden geht es schlagartig besser als wir das Land erreichen. - Jetzt haben wir noch den Zoll vor uns: Wir haben unterwegs immer wieder gehört und gelesen, daß es verboten ist Fleisch-, Milch- und Gemüsekonserven nach Irland ein­zuführen. - Wir haben für etwa 120,-DM solche Konserven im Auto, hoffentlich kontrolliert uns der Zoll nicht.

                                                    ***

Wir sind gut durch den Zoll gekommen. - Das Konserven-Menue für Sonntag ist gesichert.

In der Nähe von Wexford fragen wir nach einer B & B -Unterkunft. Eine nette Frau unterhält sich lange mit mir und sagt uns, daß sie leider kein Zimmer für vier Personen hat. - Sie empfiehlt uns aber Mrs. French im Carragnee-House, nahe New ross. Wir fahren dort hin und bekommen zwei schöne Doppelzimmer zu 5.50 Pfund pro Person, inklusive Irish-Breakfast.

                                                     ***

Am Samstag, dem 13.6.1981, stellen wir fest, daß das irische Frühstück sehr vielseitig ist und sehr gut schmeckt; es gibt zunächst einen Grapefruit-Saft, dann Cornflakes, dann das typische Bacon & Egg, dazu Weiß­brot getoastet und Braunbrot, es gibt Kaffee oder Tee. Wir essen uns richtig satt, verabschieden uns dann von Mrs. French, die uns noch einige B&B-Empfehlungen in der Nähe von Cork mitgibt und fahren los in Richtung Banagher. Als wir den Hof verlassen haben und schon ein schönes Stück gefahren sind, werde ich durch ein ent­gegenkommendes Auto darauf aufmerksam gemacht, daß ich auf der falschen Seite fahre. - Achtung Linksverkehr !


Unterwegs machen wir halt in Waterford und wollen hier die Glas- und Kristallfabriken besichtigen, doch leider wird samstags nicht gearbeitet und eine Be­sichtigung ist nicht möglich. Nach einem kurzen Rund­gang durch den Ort setzen wir unsere Fahrt nach Banagher fort und treffen dort ziemlich pünktlich, um ca. 16.00 h ein. Nach einer halben Stunde Wartezeit wird uns der SEAMASTER 30 übergeben, der für die nächsten 14 Tage unser Zuhause sein wird.

Wir packen aus, bringen unsere Sachen an Bord, be­kommen eine kurze Einweisung und da wir sehr hungrig sind, machen wir uns zunächst mal ans Essen. - Mit dem Boot wegzufahren bringt heute nichts mehr.



  

DIE MANNSCHAFT BEIM ABENDBROT                                              

Sonntag den 14.6.1981: Heute Morgen haben wir in Banagher abgelegt und sind in Richtung Athlone ge­fahren. Das Wetter ist sehr schlecht, kaum Sonne, ziem­lich windig und wir haben etwas Schwierigkeiten mit dem hohen Wasserstand. Der Shannon hat Hochwasser und der Pegel steht etwa 1,20 m über normal. Große Teile der Ufer, Büsche und Bäume am Ufer sind überschwemmt und genaue Fahrwasser ist oft nicht auszumachen.

Kurz vor der Anlagestelle CLONMACNOISE, wo wir für diesen Abend festmachen wollen, sehen wir einen anderen Seamaster von der Silver Line, der die Notflagge gehißt hat.

Am Steg Clonmacnoise hören wir von einem anderen Skipper, daß er schon versucht hat mit Mr. Brendan Smyth von Silver Line Kontakt aufzunehmen, doch das Telefon ginge erst ab 14.00 Uhr. Ein anderer Cruiser von der Gesellschaft Carrick-Craft liegt mit einem Schaden am Steg vor Clonmacnoise. - Bald kommt der Mechaniker und wir bitten ihn, bei Silver Line anzurufen und zu melden, daß der Seamaster die Notflagge gesetzt hat.

Es ist inzwischen fast 15.00 h und wir sehen am Ufer unterhalb Clonmacnoise den Mr. Brendan Smyth mit der ganzen Familie, einem Mechaniker und einem weiteren Helfer. Sie werden mit einem Dingy eines anderen Bootes herüber, zu uns auf den Steg gebracht, weil der Steg überschwemmt ist.

Nach einigen Gesprächen bitten sie uns, Ihnen unseren Seamaster für kurze Zeit zu überlassen, um dem in Not geratenen Schiff zu helfen. - Wir dürfen an Bord bleiben.

Es wird eine größere Rettungsaktion. - Als wir teil­weise durch Schilf fahren, bemerken wir, daß der andere Seamaster fest sitzt. Er ist auf einen überschwemmten Weidezaun aufgelaufen und hat sich zwischen zwei Pfähle eingeklemmt. In einer schwierigen Operation wird ein langes Tau von dem Havaristen zu unserem Schiff ge­spannt. Mit unserem Seamaster können wir nicht direkt heranfahren weil das Wasser zu seicht ist. Auch wo wir uns jetzt befinden ist die Sache nicht ungefährlich. Nach etwa 10 Rucken mit unserem Schiff haben wir den Havaristen freigezogen. - Hoffentlich ist die Schraube nicht beschädigt oder mit Schilf umwickelt!?

Mr. B. Smyth mit seiner Familie fährt mit dem Dingy wieder ans Ufer und bittet uns, doch mit einem zweiten Dingy zu zweit hinüberzurudern um das erste wieder ab­zuholen.

Als wir nach einigen Umständen zu zweit in einem Dingy ans Ufer gerudert sind um unser Beiboot abzuholen, stellen wir fest, daß ein Junge schon in unserem Dingy wieder an den Steg gerudert ist.- Es gibt ein großes Gelächter und Mr. Brendan Smyth und Familie lachen sich halb tot.

Leider mußten wir bei dieser Rettungsaktion unseren guten Anlegeplatz verlassen, und bekommen diesen nicht wieder. Wir landen neben einer BROOM von EMERALD-STAR-LINE. Daneben legt sich unser Havarist. So liegen wir etwa eine Stunde bis es beginnt wirklich stürmisch zu werden. Es ist hier unterhalb des Klosters eine breite offene Stelle wo der Wind richtig anpacken kann. Da wir zwischen zwei Booten hängen, zerrt das eine nach oben, das andere nach unten. - Es wird uns zu unge­mütlich und wir versuchen unser Boot hinter den Anlege­steg zu schaffen; dies ist etwas schwierig da das Wasser sehr niedrig ist und der Steg mit einer Kette gehalten wird die uns in die Schraube geraten könnte. Die ganze Sache geht aber gut und wir haben hier wirk­lich den besten Platz belegt. - Einige Leute sind sogar wahrscheinlich sauer deswegen. Sie geben das zwar nicht zu, bemerken aber, "wir hätten einen wirklich guten Platz gefunden!"



Trotzdem schaukelt unser Schiff hier ganz schön im Wind und in den Wellen. - Morgen früh werden wir zeitig frühstücken und abfahren nach Athlone, wo wir auch einkaufen müssen. Es fehlt an einer ganzen Menge, so zum Beispiel Brot, dann wollen wir auch versuchen Applecake zu ergattern, wir brauchen jede Menge Bier, wir sitzen nämlich heute auf dem Trockenen und da es Sonntag ist können wir auch nirgends unser geliebtes Ale bekommen. - Aber morgen früh wird das alles anders, da werden unsere Vorräte wieder ergänzt. - Bis jetzt läuft sonst alles prima.


IN DER SCHLEUSE VOR ATHLONE

15. Juni 1981: Heute morgen sind wir nach einer stürmischen Nacht bei Clonmacnoise,  obwohl wir den "ruhigsten" Liegeplatz hatten sind wir ganz schön durchgeschüttelt worden, weitergefahren nach Athlone. Als wir angelegt haben, bemerken wir, daß die Lenzpumpe nicht mehr richtig arbeitet. - Auch die Wasserver­sorgungspumpe bringt keine Leistung mehr. Da auch die Lampen nur noch glimmen, muß die Batterie leer sein.

Die Akkus sind leer und wir machen uns auf die Fehlersuche. Bei laufendem Motor zeigt das Amperemeter null. - Lichtmaschine, Keilriemen oder Regler ?? Ich finde im Motorraum ein loses Kabel, alles liegt im Wasser- und Ölsumpf. Ich drehe die Kabelenden zusammen und wir starten den Motor! Kein Erfolg. - Liegt es etwa an den Batterieklemmen ? Diese sind lose, verrostet und mit Polfett eingekleistert. Ich reinige die Klemmen und ziehe sie fest. - Wir starten; kein Erfolg! Mit einer Prüflampe teste ich die beiden Batterieschalter. Der eine ist okay - die Starterbatterie. Der Schalter für die Versorgungsbatterien hat in eingeschaltetem Zu­stand nur auf einem Pol Strom. Ich überbrücke den Schalter, Erfolg gleich null!

Ich will schon aufgeben und die Silver Line benach­richtigen, da steige ich nochmal in den Motorraum. Ich finde ein Ding mit der Aufschrift Alternator (Wechsler oder Wechselstrom) - ein Gleichrichter ? Hier ist ein Kabel ab; der AMP-Stecker ist nicht mehr zu gebrauchen. In meiner Werkzeugtasche, die wir aus dem Auto mitge­nommen haben, finde ich ein Stück Kabel mit AMP-Stecker. Ich drehe die beiden Kabel zusammen und be­festige den Stecker.

Nach ca. 3 Stunden - kaum noch Hoffnung - der Diesel wird angelassen - ein Freudenschrei - das Amperemeter zeigt auf +40 - die Batterie, völlig entkräftet, wird aufgeladen .

Das Werkzeug wird gereinigt und der Motorraum wird wieder geschlossen. - Wir lassen eine halbe Stunde den Motor laufen; nun ist die Batterie wieder so weit, daß wir alle duschen können, auch das Wasser ist warm. Ich dusche als erster und muß feststellen, daß die Brühe nicht abläuft wenn ich die Pumpe anschalte. In unserem Boot vor zwei Jahren wurde das Wasser direkt aus dem Becken abgepumpt. - Bei diesem Modell läuft das Wasser in die Bilge und wird von dort mit einer separaten Pumpe aus dem Schiff befördert. Die Pumpe läuft, aber das Sieb in der Duschwanne ist verstopft. Nach einer halben Stunde ist das Sieb gereinigt und das Duschen geht weiter. Bald sind die Batterien wieder leer und wir müssen früh zu Bett gehen, da wir im Dunkeln sitzen.

Übrigens haben wir heute in Athlone eingekauft, für 35,00 ir.Pfund,                          das sind etwa 140,-- DM.

24 Flaschen Bier a 1/2 pint, das sind etwas mehr als 0,2 l, kosten 9.80 ir.Pfund = ca. 37,-- DM. Eine Flasche also über 1,50DM. -Wir müssen rationieren.

  16.6.1981: Wir verbringen in Athlone eine sehr ruhige Nacht. Zum Waschen müssen wir den Motor anstellen, damit die Wasserpumpe funktioniert.

Wir kaufen nochmals ein, unter anderem auch insgesamt 6 Jeans zwischen 8.95 und 12.95 ir.Pfund.

Wir tanken Wasser und auf gehts nach Lough Ree. Zunächst wollen wir bei Hare Island festmachen. Wir geben aber schnell auf, da der See ziemlich aufgewühlt ist und wir die Wellen von der Seite bekommen. Wir fahren weiter und unterwegs finden wir ein Dingy. Das Boot vor uns hat es verloren. Wir versuchen die Mann­schaft durch Hupen aufmerksam zu machen, aber die hören uns nicht.

Wir fischen das Dingy;mit dem Haken auf. - Das Tau ist seitlich an der Ruderhalterung befestigt: so können wir es nicht schleppen. Ich klettere während der Fahrt in das fremde (Beiboot und befestige das Schlepptau richtig. - Geschafft !! Wir fahren weiter und schon bald kommt uns ein Boot ohne Dingy entgegen. Die haben ein zweites Boot im Schlepp; wahrscheinlich handelt es sich beim schleppenden Boot um ein HiIfsfahrzeug der Carrick-Craft-Line. Wir rufen ihnen zu, daß wir das Dingy haben und sie übernehmen indem wir das Ding einfach zu ihnen hinüber treiben lassen. - Wieder eine Rettung geglückt.

Immer noch der 16. Juni 1981: Wir wollen an der Boje bei 'Safe Harbour1 festmachen aber da liegen schon 4 Boote. Wir ankern! Ein Ausflug mit unserem Dingy hätte fast auf dem offenen See geendet. - Die Ruder wackeln in den Auflagen; die Auflagen sind nicht richtig festgeschraubt und das Boot ist fast manövrierunfähig. Wir kommen zurück auf unseren Kreuzer, trinken Kaffee und essen Applecake und Würstchen-Brötchen.

Wir fahren weiter, wollen nach Lanesborough. Der See wird immer stürmischer. Als ich einmal nach hinten sehe, entdecke ich wieder ein treibendes Dingy - unser Dingy. Am Seil hinter uns her ziehen wir nur noch die Öse wo es einmal dranhing. Wenden - und das bei diesem Wellengang !?! Wir fahren hin und nehmen das Beiboot an den Bootshaken. Aber so können wir nicht fahren da es zuviel Kraft kostet und wir es immer wieder verlieren. Aber wir müssen flotte Fahrt machen, sonst verlieren wir bei diesem Seegang die Kontrolle über unseren ‚See­master’. Ich werfe das Seil mit der Öse unter der Sitz­bank durch und angle es mit dem Bootshaken wieder hoch. Wir haben es am Seil doch beim ersten Zug reißt die Sitzbank auf der einen Seite aus.

Siggi hält das Boot bei halber Fahrt hinten quer fest. -

So kann das nicht bleiben. Ich klettere während der Fahrt ins Dingy und befestige ein zweites Seil an der Sitzbank. Damit es gerade gezogen wird muß es noch durch das Loch wo die Öse einmal war - ob das lange hält? Nach dieser gefährlichen Aktion gehe ich wieder an Bord und es geht volle Kraft voraus nach Lanesborough.


Hier finden wir einen sehr ruhigen Platz im Hafen. Wir reparieren das Dingy mit zwei Holzbrettern die wir von innen gegen das Loch legen. - Zum Glück ist in meinem Werkzeug ein 21er Schlüssel vorhanden, um die Öse anzu­ziehen. Dingy ist wieder klar, - besser als zuvor. Nun noch den Anker gereinigt, Deck geschrubbt und zu Nacht gegessen - heute gibt es Rinder- und Schweinebraten, Kartoffelbrei und Gurkensalat - Tagebuch schreiben und ab in die Koje.

Übrigens: die Heizung bläst nur schwach. Wir heizen mit dem Gasherd.

Weitere Mängel am Boot und Zubehör, die wir unserem Vermieter nach Beendigung der Fahrt mitteilen werden: Kabel am Alternator ab, zweites Kabel (gelb-grün) ab, zu wenig Fett an Bord, Oese am Dingy abgerissen, Dinky-Ruder lose, Pilotlamp (Batteriekontrolle) fehlt, An­schluß des Wasserschlauches defekt, Fenster im Bug un­dicht.

  17.6.1981: Wir sind heute von Lanesborough bis Cloondara gefahren. Die Fahrt verlief ohne besondere Vorkommnisse. - Eigentlich wollten wir durch den Camlin-River weiterfahren bis Dromod, aber an der Schleuse unterhalb von Richmond Harbour gefiel es uns so gut, daß wir erst einmal hier verweilten.

  18.6.1981: Wir sind aufgebrochen und haben den Camlin-River durchfahren. - Hier ist ein wahres Vogel-Paradies. Wir sehen viele Schwäne, Reiher und andere, kleinere Vögel. Wir legten in Roosky an, kauften ein und aßen zu Mittag. Es regnete nun bis in den Abend hinein. Bei Regen fahren wir durch Albert Lock. Bei der Einfahrt in die Schleuse bleibt ein Ruder unseres Dingys am Schleusentor hängen und zerbricht wie ein Streichholz. Was sollen wir tun? - Morgen will ich ver­suchen, bei Emerald-Star-Line oder bei Carrick-Craft ein gebrauchtes Ruder zu kaufen. Es ist nun 10.30 h. Wir liegen in Carrick, der Regen hat endlich aufgehört. - Hoffentlich wird es morgen schön, damit wir unsere Wäsche trocknen können.

  19.6.1981: Eigentlich wollten wir heute zum Lough Key fahren. - Aber wir hören, daß ein Sturmtief gemeldet ist und da ist es nicht gerade angenehm an einem Steg im See über Nacht zu liegen. Wir gehen in Carrick erst einmal einkaufen, telefonieren mit Juttas Oma, vom Tourist Office aus, und machen einen Spazier­gang. - über Nacht haben wir an einem Steg der Emerald Star Line gelegen. Auf dem Steg neben unserem Boot liegt ein Dingy der ESL mit zwei Rudern. - Beide sind nicht gekennzeichnet; als niemand hinschaut, haben wir ruck - zuck, ein Ruder an Bord. Aber wohin damit ? Wir haben das defekte Ruder noch im Dingy und mit drei Rudern würden wir auffallen. - Das geklaute Ruder in die Dusche? - geht nicht! Nach mehreren Versuchen, es im Boden unter der Küche zu verstecken, landet das Paddel im Motorraum. - Nun gehen wir essen, mit einem leicht mulmigen Gefühl im Bauch; hoffentlich hat nie­mand unsere Aktion beobachtet.

Nach dem Essen tanken wir, füllen Wasser auf und fahren nach Battlebridge.

In Battlebridge liegen wir vor der Schleuse an einem ruhigen Kai. Der Karte nach geht es hier nicht weiter; aber wir erfahren, daß man auf dem Lough Allen Canal bis zum Acres Lake fahren kann (ca. 4 Meilen). Wir bleiben aber in Battlebridge. - Vor uns liegt, mit einem kleinen Boot der ESL, ein junger Ire mit seiner Frau oder Freundin. Wir kommen ins Gespräch und sie sagen uns, daß sie am Abend nach Leitrim (1/2 Meile) ins Pub gehen werden. - Natürlich müssen wir auch dort hin. Nach einem kleinen Fußmarsch erreichen wir die Gaststätte. Unsere Bekannten sind auch schon da.

Zunächst sind wir etwas gehemmt aber dann sagt unser irischer Freund, daß er Brian heißt und sie ist Heather. Die beiden kommen aus Nord-Irland und wohnen in der Nähe von Belfast. - Brian gibt einen Drink aus. Er trinkt "Wodka and Lime". Wir müssen das auch versuchen. Es folgt ein zweiter Drink. - Jetzt sind wir an der Reihe zu bezahlen.   Wir versuchen Heather’s Drink, Gin & Bitterlemon. Es folgt ein Drink dem anderen, dazwischen immer wieder Ale. - Bald machen wir uns auf den Weg zu unserem Boot.  -  Ein gelungener Abend.

  20.6.1981: Nach dem Frühstück machen wir einige Bilder zusammen mit Brian & Heather. Wir tauschen unsere Adressen aus und versprechen, den beiden die Bilder zu schicken. - Wir verabschieden uns und fahren weiter. In Cootehall machen wir fest, kaufen ein und essen zu Mittag. - Dann geht es weiter nach Rockingham-Harbour. Als wir anlegen ist es etwas windig aber der Wind legt sich bald. Wir machen einen Abendspaziergang durch den Forest-Park. Es ist so hell, daß wir um 10.30 h noch gute Fotos machen können. Diese Nacht bleiben wir hier liegen.

  21.6.1981:  Heute ist der Irische Vatertag. - Ein wunderbarer Tag; kein Wölkchen am Himmel. -

Am Nachmittag wird es sehr heiß. Ich habe nicht ge­glaubt, daß es in Irland so schöne Tage geben kann. Der See ist so glatt, daß wir uns entschließen mit dem Dingy nach Castle-Island hinüberzufahren. -


CASTLE ISLAND

Anschließend gehen wir in die Bog-Gardens, eine ange­legte Moorlandschaft. Es ist sehr heiß, wir ziehen die kurzen Hosen an und legen uns auf das Deck. Auf den Wiesen wimmelt es nur so von Menschen. - Man glaubt ganz Irland wäre heute hier im Forest-Park.

  22.6.1981: Die Nacht war sehr ruhig. - Am späten Morgen verabschieden wir uns von Rockingham Harbour und von Castle-Island. - Wir machen einen Abstecher nach Boyle. Die Anlegestellen sind nicht schön, des­halb fahren wir weiter nach Cootehall wo wir zum Mittagessen anlegen. - Dann geht es weiter nach Carrick, Wir telefonieren noch einmal mit Zuhause und kaufen ein, Bei einem Ausflug mit dem Ruderboot, innerhalb des Hafens, reißt mir eine Ruderhalterung ab und versinkt auf dem Grund des Shannon. - Was nun wieder tun. - Das Ruder mit Wäscheleine befestigen oder eine neue Halterung ‚besorgen’ !??

  23.6.1981: Heute wollen wir bis Athlone zurückfahren. Wir starten um 8.00 h und Frühstücken unterwegs, um Zeit zu gewinnen. - Immerhin haben wir 3 Locks zu über­winden und Lough Ree zu durchqueren. - Es geht alles glatt; der See ist auch ziemlich ruhig und so kommen wir um 18.30 in Athlone an. Wir sind also heute 80 km getuckert, mit Schleusenstops und Mittagspause in 12 1/2 Stunden.

Am Abend gehen wir durch die Stadt und suchen einen Pub.

Wir landen im "The Hooker". - Die Ausstattung im Inneren ist sehr gut. Zunächst ist es etwas langweilig; es sind fast nur deutsche "Skipper" hier drinnen. Aber bald kommen auch ein paar Iren und einige Schweizer. Und um 23.00 h ergreift der Wirt den Klavierdeckel, hebt ihn hoch und schon ist Stimmung angesagt: alles singt und klatscht mit. - Zwar spielt man hier keine Folksongs sondern mehr die Modernen, aber auch das deutsche "Erika" erklingt auf dem Piano. Um 24.00 h gehen wir, wieder mit einem guten Eindruck vom Irish Pub.

Als wir zum Boot zurückkommen, ist die eine Seite des Verdecks nicht richtig geschlossen. Sofort bemerken wir, daß vier Flaschen von unserem teuren Ale fehlen. Aber sonst ist noch alles da, obwohl es für den Dieb leicht gewesen wäre, auch die Ferngläser und die Taschenlampe zu entwenden. - Am nächsten Morgen stellen wir fest, daß der Dieb auch etwas zum Öffnen gebraucht hat; Siggi’s Taschenmesser fehlt.

                                                   * * *

  24.6.1981: Zunächst kaufen wir nochmal in Athlone ein: Lebensmittel, Jeans, ein silbernes irisches Kreuz und eine Tweed-Jacke. Das Mittagessen fanden wir heute auf der Straße - besser gesagt auf dem Fußboden des Super­marktes, in Form einer 10-Pfund-Note. - Wir essen noch zu Mittag und bevor wir um ca. 14.00 h Athlone ver­lassen, unterhalte ich mich noch mit einem kleinen Iren. Ihm macht es großen Spaß den Cruisers beim Anlegen zu helfen, Ihnen den Müll wegzutragen oder Wasser aufzu­tanken. - Wir fahren volle Kraft voraus und erreichen um 18.30 h Banagher.

                                                   * * *

25.6.1981: Heute Nacht war der Teufel los: um etwa 24.00 h kamen einige Engländer oder Iren von ihrer Pub-Tour zurück. - Betrunken! - Anstatt auf ihr Boot zu gehen, hielten sie sich noch 1 1/2 Stunden auf dem Steg auf. - Dann kamen noch einige Deutsche dazu und sie tranken ihr Bier, grölten und trommelten. Bei jedem Ihrer Schritte ächzte der Steg an unserem Bug. Erst gegen 2.00 h konnte ich einschlafen.

  Am Morgen habe ich zum ersten mal große Schwierigkeiten beim Ab- bzw. Anlegen. Wir liegen an einem Steg ohne Wasserversorgung und müssen aber unsere Tanks noch füllen, also müssen wir zum Nachbarsteg. - Schon beim Rückwärtsfahren dreht sich das Boot seitlich, wird von der Strömung, die hier sehr stark ist, erfaßt und quer an den Steg gedrückt. Das Boot ist nur zu manövrieren indem Siggi und ein paar andere Helfer mit den Leinen über Land oder Steg behilflich sind. - Nach dem Wasser­tanken das gleiche Spielchen wieder. - Doch jetzt liegen wir an einem günstigen Platz und können mit voller Kraft vom Steg ablegen und in die Flußmitte fahren. - Zunächst aber gehen wir in Banagher nochmal kurz in die Pottery und kaufen ein.

                                                   * * *

Jetzt fahren wir nach Portumna. - In diesem Jahr soll dies der südlichste Punkt unserer Stromfahrt bleiben. - Weiter, durch Lough Derg und nach Killaloe schaffen wir es nicht, denn morgen müssen wir nach Banagher zurück­fahren und am nächsten Tag unseren SEEMASTER 30 ge­reinigt zurückgeben. Also machen wir uns in Portumna breit. Vom Anlagepunkt der ESL bis zur Stadt sind es etwa 2 Meilen. Wir besichtigen die Stadt und wollen dann in einem Lebensmittelgeschäft nahe der Anlege­stelle einkaufen um nicht so weit tragen zu müssen. Dort hat man aber kein Bier und so gehen Siggi und ich nochmals nach Portumna um unser geliebtes Ale zu holen.


IM FEINDLICHEN LAGER: 2 SILVER-STAR-LINE CRUISER                                        IM HEIMATHAFEN DER EMERALD-STAR-LINE

                                                   

  26.6.1981:  Unser letzter Tag auf dem Seemaster. -Heute fahren wir zurück nach Banagher, unterwegs "besorgen" wir uns noch Ersatz für die verlorene Ruderhalterung.

  27.6.1981: Wir reinigen das Boot und übergeben es unserer Vermieter ohne jede Beanstandung. Nun wollen wir unsere Irland-Rundfahrt mit dem PKW fortsetzen. Zu­nächst führt unser Weg nach Kenmare, unmittelbar an dem so berühmten RING OF KERRY. In Kenmare sehen wir ein B & B - Schild und schnappen die beiden einzigen Zimmer zwei weiteren Touristen direkt vor der Nase weg. Unsere Wirtin ist sehr freundlich, wie alle Iren, und sie empfängt uns mit Kaffee und Kuchen.

Am nächsten Tag, 28.6.1981, machen wir eine Rundfahrt auf dem Ring of Kerry und schauen uns die berühmten MUCKROSS GARDENS an, ein altes Herrschaftshaus mit vielen Nebengebäuden, einer eigenen Abtei mit Friedhof und sogar einem eigenen See, alles in einem riesigen Park.


MUCKROSS HOUSE AND GARDENS

Obwohl berühmt und viel befahren, handelt es sich beim Ring of Kerry um eine teilweise sehr schmale Straße, die noch dazu stark gewölbt ist. - Dazu sitze ich als Linksfahrer auch noch auf der linken Seite, aber ich habe mich inzwischen darauf eingestellt und das ganze klappt recht gut. - Bis uns dieser Iceman mit seinem LKW entgegenkommt. - Er fährt mit seinen rechten Rädern über dem Mittelstrich, auf meiner Seite; ich kann nicht mehr ausweichen, da auf meiner Seite die Steilküste sofort abfällt.

Als der LKW genau auf unserer Höhe ist, tut es einen fürchterlichen Schlag; unser rechter Außenspiegel ist nicht mehr vorhanden. - Bei der nächsten Haltemöglich­keit halte ich an, wir steigen aus und besehen uns den Schaden an. Der Außenspiegel wurde, wahrscheinlich vom Kotflügel des LKW abgerissen und schlug gegen die Seitenscheibe, wo er ein paar Kratzer hinterließ. - Als wir uns noch ganz aufgeregt über die Behebung des Schadens unterhalten, kommt der Iceman im Rückwärtsgang wieder angefahren und erkundigt sich nach unserem Be­finden. Er will auch den Schaden begleichen und nennt uns eine Werkstatt die uns innerhalb einiger Tage einen neuen Spiegel besorgen könnte. Da wir ja auch noch weiterfahren wollen, können wir uns damit nicht auf­halten. Als wir dem freundlichen Fahrer erklären, daß wir ‚full covered’ versichert sind und wir von ihm keinen Schadensersatz verlangen, öffnet er seinen Eiswagen und spendiert uns jedem eine Erfrischung. - Dann verläßt er uns mit einem freundlichen Winken. Es ist doch vieles einfacher wenn man eine Vollkasko-Versicherung hat. ...aber in diesem Moment durchfährt uns alle ein Schreck: wir haben die Selbstbeteiligung in Höhe von DM 650,00 nicht bedacht. - Ein teures Eis!

                                                   * * *

  29.6.1981: Nach der zweiten Übernachtung in Kenmare fahren wir heute in Richtung Dublin. Wir besichtigen unterwegs den ROCK OF CASHEL und übernachten in einem Farmhouse bei Thurles. Nachdem wir unser Gepäck hier abgestellt haben fahren wir noch in die Stadt um etwas zu essen. Die Hotels erscheinen uns aber zu teuer und zu prunkvoll; ansonsten gibt es aber nur Pommes-frites-Buden.

So entschließen wir uns, doch für ein Hotel, aber in­zwischen ist es etwa 21.00 h und die Küche hat ge­schlossen. Also doch zu Pommes-Stand! - Auch hier ist der Ofen aus. Der Hunger plagt - also wieder zurück ins Hotel. - Hier ist gerade eine Reisegesellschaft mit dem Bus angekommen. Man hat für etwa 80 Personen ein Menü bestellt und der Ober sagt uns, daß wir auch noch ein Dinner bekommen könnten, wenn wir mit dem Menü einver­standen wären. Inzwischen ist uns alles egal und .... wir haben ein prima Nachtmahl für nur 5 Pfund.

                                                  * * *

  30.6.1981: Wir haben Dublin erreicht, können aber direkt in der Stadt kein B & B bekommen. Wir finden eine Unterkunft in Bray, in der Nähe der Hauptstadt.

  1.7.1981: Wir schauen uns Dublin an und gehen mittags in ein Schnellrestaurant. - Hier kann man preiswert und sehr gut essen. Siggi bestellt ein Steak, gut durchgebraten, mit Pommes-frites und Salat. Als das Steak kommt und Siggi es anschneidet ist es noch leicht blutig. Wir reklamieren und die Bedienung fragt mehr­mals nach, ob das Fleisch wirklich ganz durchgebraten sein soll. Es würde einen Moment dauern. Inzwischen essen die anderen und Siggi verspeist einen Großteil seiner Pommes. Dreimal bekommen wir von der netten Bedienung einen Zwischenbescheid: ‚Es dauert noch einen kleinen Augenblick’. Dann kommt ein neues Steak für Siggi; riesengroß und mit neuen Pommes-frites. Siggi meint: Er hätte doch schon Pommes-frites bekommen, aber die Bedienung glaubt: ‚Die waren inzwischen kalt - guten Appetit’!

Als wir uns nach weiteren Stunden in Dublin müde ge­laufen haben, beschließen wir mit dem Bus nach Bray zurückzufahren. Wir setzen uns natürlich nach oben in dem Doppelstöckigen. Nach etwa 10 km hoppelnder Fahrt, der Busfahrer hat anscheinend Schwierigkeiten mit der Kupplung, halten wir plötzlich an. - Auf einmal be­merken wir, daß der Bus immer leerer wird und wir die letzten sind; also aussteigen! - Als wir draußen sind berichtet uns der Kassierer, daß der Bus einen Defekt hat und nicht weiterfahren könnte. Die übrigen Fahrgäste sind sofort in einen anderen Bus umgestiegen, der die gleiche Richtung fährt, aber der war nun voll besetzt und so stehen wir da: Der Bus qualmt, der Fahrer raucht , der Kassierer packt mit einer unwahr­scheinlichen Geduld seinen Transistorradio aus und wir sitzen auf einer Gartenmauer und harren der Dinge ....



...nach etwa 15 Minuten steigt der Fahrer in den Bus, startet und meint es könne wieder weitergehen - wir werden mit unserem 'Privatbus' bis vor die Tür unseres Hotels gebracht. Abenteuer Busfahrt !!!

                                                   * * *

  2.7.1981: Wir sind von Dublin direkt nach Rosslare Harbour gefahren und stehen nun auf der Fähre nach Le Havre. Die Fähre legt pünktlich um 17.00 h ab. - Kaum auf dem offenen Wasser, bin ich schon wieder Seekrank und das nun ca. 22 Stunden!

  3.7.1981:  Ankunft der Fähre in Le Havre   15.00 h

                  Abfahrt von der Fähre mit PKW/  15.30 h

                  Ankunft Rüsselsheim (780 km)    24.00 h


JEDE SEEFAHRT HAT EINMAL EIN ENDE